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Donnerstag, 17. November 2011

Heute verging die Zeit so schnell, kam gar nicht dazu meine Gedanken in der unendlichen Markendorfer Prärie schweifen zu lassen.
Dafür überraschte mich RadioEins mit einer wirklich großartigen Musikauswahl, auf meinem Weg in meine "Zuflucht", besser "Unterkunft".
Da lief erst "Songbird" von "Oasis" (eines meiner oasis-Lieblingslieder) und das großartige "Nur ein Wort" von Wir sind Helden, der ganze Text ist so, wie sagt man: aufgedreht, das letzte Mal vor dem Absturz, der dann in solch unglücklichen Situationen, fast immer unweigerlich folgt.  So interpretiere ich das jedenfalls.
Noch großartiger ist aber das Video zu dem Song, weil das ist nämlich eine eindeutige Hommage an Bob Dylan und seinen "Subterranean Homesick Blues", bzw eine Coverversion des Musikvideos (eigentlich der Vorspann zu Pennebakers Dylan-Tourdoku: Don´t look back [ein kleiner Kreisschluss zu oasis weiter oben]), welches als das erste überhaupt gilt.
Es gibt bei den "Helden" noch eine eindeutige Dylan-Anspielung, nämlich in der Ballade von "Wolf und Brigtte" , da heißt es:


"Auf den Fotos spielen die Kinder im Sand, wie bei Bob Dylan
Und Muscheln fallen aus ihrer Hand"

Bei Dylans musikalischem Versuch, seine Frau  nochmal zurückzugewinnen (1975/76, erst live gespielt und dann auf "Desire" offiziell veröffentlicht) klingt das so:

I can still see them playin' with their pails in the sand,
They run to the water their buckets to fill.
I can still see the shells fallin' out of their hands
As they follow each other back up the hill.

Sara, Sara,
Sweet virgin angel, sweet love of my life,
Sara, Sara,
Radiant jewel, mystical wife.

Geholfen hats nicht. Dabei gibt es noch so Zeilen wie:

Lovin' you is the one thing I'll never regret.


Das ist schon eine sehr gewagte und eigentlich doch eine für den Adressaten schmeichelhafte Ansage.
Widme ich mich jetzt gleich noch "Seven Curses"?
Ein Werk Dylans, dass ich sehr spät für mich entdeckt habe und von seiner Düsternis wunderbar, in diese Jahreszeit passt.
Eine dieser Perlen, die erst in den Sony/Columbia-Archiven verstauben und gar nie offiziell veröffentlicht werden sollten.
"Seven Curses" schrieb Dylan mit etwa 22 und spielte es einmal in der Carnegie Hall im Oktober 1963. Die Aufnahme existiert nur deshalb, weil man vorhatte den Live-Mitschnitt auf Vinyl zu pressen.
Das erste Mal "offiziell" veröffentlicht wurde das Lied auf der "Bootleg Series Vol. 1-3", Anfang der 90er. Lange Rede kurzer Sinn.


Dieses Lied erzählt von einer Tochter, die ihren Vater, welcher beim Pferdediebstahl erwischt wurde, vor dem Galgentod bewahren will.
Sie kratzt alle Habseligkeiten zusammen, reitet zum Richter.
Der sagt: Kannste dir sparen, aber wenn du dich mir hingibst, dann lass ich den Alten laufen.
(„Gold will never free your father, the price my dear, is you instead“)
Der jammert und sagt, wenn seine Tochter das macht, ist es für ihn auch wie sterben, sie solle lieber davonreiten.
Sie hört nicht, gibt sich dem Richter hin („in the night the price was paid“) um am nächsten Morgen zu sehen, wie der leblose Körper ihres Vaters am Galgen baumelt.
Daraufhin verflucht sie den Richter. Das wiedergeben dieser letzten Strophe spare ich mir, da man nicht weiß, ob man dafür, dann nicht von irgendeiner findigen Anwaltskanzlei abgemahnt wird. (wen es dann doch so brennend interessiert: http://dylanchords.info/) .
Das alles vorgetragen von Bob Dylan und seiner Gitarre. 
In der düster-nebligen Welt,  durch die ich das Auto zur Arbeit lenke, ein ergreifendes Stück Musik. 
Das ist romantisch! Man selbst wähnt sich geborgen und sicher, draußen lauert das Unheil. 
Können Sie so sehen, das ist Ihre Meinung, das habe ich erwartet, das haben sie gebracht, hier ist Ihre Zensur, enuff wis sat, hätte meine Englisch-Lehrerin (Codename: Agre Ogre) gesagt. 
Wäre sie noch nicht verrentet, besuchte ich gerne nochmal eine Doppelstunde Englisch bei ihr, nur um meine Parodie auf ihre Person, noch einmal aufzufrischen. 
Komm, mach uns Agre Ogre.

Soviel Geschwafel, nur wegen der grandiosen Nachmittagsplaylist auf RadioEins.
Wie sähe die Welt ohne Bob Dylan aus? Was wäre aus mir für ein Mensch geworden, ohne ihn?  Wer oder was, hätte mich dermaßen geprägt?
Aber das sind Fragen, für die es wohl keine Antworten gibt. Und wenn, nicht mehr heute. Jetzt bin ich doch noch ins ehrfürchtig-pathetische abgeglitten. Zurück ins Funkhaus.


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